Diejenigen unter meinen Lesern
hier im Blog und in einigen Spanking Foren, werden sich vielleicht erinnern,
dass ich gelegentlich die Herstellung von Birkenruten näher beschrieben habe
(z.B. hier am 03. Januar 2014).
Das kommt nicht von ungefähr, da
die klassische Rute nicht nur ein historisch bedeutendes Hilfsmittel zur
Disziplinierung von Kindern in Schulen war, sondern auch in der Bestrafung von
Kriminellen breite Anwendung fand.
Allerdings kann man die bei letzteren verwendete Rute nur dem Namen nach mit
denen in der Schule vergleichen.
Bei unserem eigenen Thema, dem
Spanking Gerichtshof, kommt die Rute immer häufiger zur Anwendung. Obwohl es
heutzutage schwierig wird, jüngere Bäume zu finden, deren Zweige noch in
Rechweite sind, gelingt es immer wieder, einige zu finden. In der viktorianischen Zeit, in der Blüte der Rutenanwendung,
pflanzte man die Bäumchen ganz bewusst in Nähe der Schulen an und hatte
solchermaßen die Möglichkeit, eine reichhaltige Ausbeute von geeigneten Zweigen
jederzeit zur Verfügung zu haben. Das ermöglichte sogar den Luxus, Missetäter
loszuschicken, um die Zweige für die eigene Rute nach genauen Vorgaben frisch zu
schneiden, die sich unter anderem nach Alter des Delinquenten und Breite des zu
züchtigenden Hinterteils richteten.
In der auf sechs Bücher
angelegten Serie über die historische Entwicklung und Charakterisierung überzeugter Flagellanten "The Fellowship of the Rod" von Jaqueline Ophir geht es ganz wesentlich auch um den Einsatz der Rute. Über mehrere Generationen wird die Ausprägung flagellantischer Neigung über die Schule und über private Beziehungen nahezu wissenschaftlich untersucht,
und es wird dabei auf die detaillierte Beschreibung der Herstellung von Ruten sehr viel Wert
gelegt. Die Autorin hat bei diesen sehr lesenswerten Büchern offensichtlich
viel Hintergrundwissen aus der Zeit zwischen 1734 und 1834 recherchiert.
Bisher veröffentlicht bzw. im Handel sind Band I mit den Büchern 1 und 2, sowie
Band II mit Buch 3. Vorgesehen sind die Bände III und IV mit den Büchern 4-7.
Ophir pflegt einen sehr breit angelegten Stil mit minutiösen Schilderungen der
Periode, der Beweggründe der handelnden Personen und der Entwicklung einer Schicht von Spankern
in fast genealogischer Reihenfolge.
In zwei Büchern aus Band I wird sehr ausführlich auf die Anfertigung von Ruten eingegangen:
…natürlich muss eine Birkenrute
weder aus Birkenholz gefertigt werden, noch muss sie vorgegebenen Mustern von
Länge, Gewicht, Zahl der Zweige, Biegsamkeit, oder Art des Bindens folgen –
vorausgesetzt sie bleibt im Sinne der späteren Anwendung in unserem Sinne
effektiv. Frische Zweige von Birken sind sicherlich ideal, aber Apfelzweige
sind fast gleichwertig (wie die Schüler des Winchester College in England schon
zu Chaucer's Zeit entdeckten) wie auch Zweige der Weide oder jeden anderen
Baums mit biegsamen Zweigen, die gerade und lang wachsen. Welchen Baum auch immer man auswählt, die Zweige müssen etwa gleich lang und gleich dick sein, damit
die fertige Rute kompakt durch die Luft saust und sich nicht mitten in der
Luft zu einem Besen schlecht zusammen passender Äste öffnet.
Je länger die geplante Rute
werden soll, umso weniger zahlreich aber dicker sollten die Zweige sein; je kürzer die
Rute, umso dünner und zahlreicher die Zweige. Länge und Beschaffenheit der Rute
soll davon abhängen, ob man beabsichtigst, den Empfänger der Rute auf Armlänge zu
züchtigen, oder in intimerer Nähe wie z.B. über dem Schoß….(Band I,
Buch 1, Seite 6).
Später in dieser Geschichte muss eine
ältere Schülerin am Vorabend ihrer bevorstehenden öffentlichen Züchtigung in einer Art Einzelzelle zwei
Ruten selber anfertigen. Dabei wird sie von einer Lehrerin beaufsichtigt bzw. schickaniert und
muss so oft neu anfangen, bis diese mit dem Ergebnis zufrieden ist.
…Christabel verbrachte den
größten Teil der Nacht damit, aus einem riesigen Haufen grüner Zweige, die sie
am Nachmittag gesammelt hatte, zwei Ruten zu binden. Miss Newton war wieder
mit Anweisungen zur Hand, wie eine Rute anzufertigen sei und anderen
Bemerkungen in der Absicht, das Mädchen sich miserabel fühlen zu lassen. Über die Zahl der Zweige waren sich die
Experten nicht einig, sie schwankt zwischen sieben und zehn. Miss Newton entschied sich für neun. Die endgültige
Zahl sollte sich eher nach ästhetischen Gesichtspunkten richten.
„Du beginnst mit der Auswahl der
korrekten Zahl von Zweigen, dann arrangierst Du sie derart, dass die feinen Enden der
Zweige zusammen eine dichte Masse bilden“ instruierte sie die schaudernde
Christobel. Dieses Vorgehen lässt die dicken Enden der Zweige unberücksichtigt;
sie haben natürlich ungleiche Längen und die Rute sieht anfangs sehr schlampig aus.
Aber Miss Newton hatte eine scharfe Schere, um die Enden für den Handgriff auf gleiche Länge zu
trimmen ohne die Anordnung der feinen Enden zu stören.
„Nun drehe die Zweige so, dass
die gekrümmten nach innen zeigen. Wenn Du das nicht tust, wirst Du das deutlich spüren und
die Rute zerbricht früher.“ Auf ihrem kalten Bett sitzend sprach Christobel de Vere
kein Wort, sondern folgte den Anweisungen. Nach einiger Zeit hatte sie die
getrimmten Zweige so angeordnet, dass die gekrümmten Ästchen nach innen zeigten
und die Rute entsprechend kompakt aussah.
Nachdem Miss Newton das Design
akzeptiert hatte, fischte sie eine Rolle mit weißem Seidenband aus ihrer
Schürze und wies Miss de Vere an, den Griff der Rute mit diesem eleganten
Material zu binden und am Ende eine breite Schleife zu lassen, deren beiden Enden
natürlich von Miss de Vere an das Band anzunähen wären. Nach ihrer Meinung sollten Ruten generell
ordentlich gebunden werden, wobei weißes Material nicht unbedingt notwendig wäre, aber
geschmackvoll. Miss Newton wusste aus Erfahrung, dass Novizen den Fehler
machten, mit dem Binden bei dem oberen Abschnitt des letzten Drittels zu beginnen
und dann abwärts zu wickeln. Der Druck des Bandes ist am Beginn des Bindens am
größten. Auf diese Weise bietet das Endprodukt einen eingeschnürten Anblick wie in
einem Korsett. Außerdem schränkt zu festes Binden die Bewegungsfreiheit der Zweige ein und
die Rute ist daher weniger effektiv. Wenn man dagegen unten beginnt und nach oben
wickelt, bietet die Rute am Ende einen eher konischen Anblick. Vom Standpunkt
des Strafenden aus ist diejenige Konfiguration ideal, wenn der Kopf der Rute in
voller Bewegung - und daher auch im
Moment des Auftreffens – soweit auffächert, dass er die zu strafenden Fläche in
etwa abdeckt. Je breiter der Hintern, um so breiter muss der Fächer sein und um so
zahlreicher und länger die Zweige. Die Charakteristik des Fächerns einer Rute
hängt daher davon ab, wie die einzelnen Zweige nach innen zeigen und wie locker
sie gebunden sind. Zu enge Bindung und zu viele Zweige bilden so etwas wie
einen Reisigbesen oder sogar eine Keule; zu wenige und zu lange Zweige und man
hat nicht mehr eine Rute, sondern eine Peitsche. Die Feinjustierung eines
solch präzisen Instrumentes wie die Rute, das jedes Mal - angepasst an den Einsatz -
frisch hergestellt werden sollte, bedarf einiger Expertise, wie Miss de Vere in
dieser Nacht lernen musste, als Miss Newton, die Perfektionistin, ihr jedes Mal
forführte, wenn sie das Ergebnis ihrer Bemühungen durch die Luft hieb, um sie dann auseinander zu reissen und Chrsitobel anzuweisen, einen neuen Versuch zu machen… (Band !, Buch 2, Seiten 134-135).
Die Ausführlichkeit dieser
Beschreibung ist ein gutes Beispiel für die Sorgfalt der Autorin bei der
Recherche für diese sehr lesenswerten Bücher. Sie sind noch bei Amazon im
Handel.
Meine eigenen Bemühungen, schöne
Ruten zu binden scheitern immer an der Knappheit geeigneter Birkenzweige, was bei
der Menge überall herumstehender riesiger Birken wie ein Hohn klingt. Doch
tatsächlich muss man lange suchen, bis man junge Bäume mit erreichbaren Zweigen
findet, die brauchbar gewachsen sind (gar nicht zu schwärmen von dem Lotterie Gewinn eines frisch gefällten Baumes mit Mengen von Zweigen wie 2012).
Bei unserem letzten Gerichtshof waren
die beiden Ruten zu buschig und überlappten die präsentierten Kehrseiten zu
sehr. Weniger wäre tatsächlich mehr gewesen. Das gibt dann schon einmal
unerwünschte Nebenwirkungen, über die man sich weder beim Arzt noch beim Apotheker erkundigen kann. Aber die durchaus vorhandenen Ruten aus Weide und
Haselnuss fanden keine Interessenten. Der Conoisseur weiß eben um den fiesen
Reiz der klassischen Birkenrute!