Am Wochenende stellte die BRD ihrer Handlungsfähigkeit ein Armutszeugnis aus, wie man das eher von einem gescheiterten Staat erwarten würde. Damit meine ich nicht einmal die außer Kontrolle geratene Situation, in der praktisch jede Nation falsche Annahmen gemacht hat und daraus gewaltige Fehler resultierten!
Vielmehr meine ich den Umgang mit dem eigenen Botschaftspersonal, das komplett alleine gelassen wurde. Denn die Evakuierungspläne, die bereits seit Monaten bestanden haben sollten, gab es wahrscheinlich wirklich. Doch die fielen der Entscheidungsschwäche der politischen Bedenkenträger zum Opfer! Also mussten wieder einmal die Amerikaner helfen, weil sie über einsatzbereite Hubschrauber verfügten und nicht zögerten zu helfen! Nein, Schockstarre darf man in solchen Situationen einfach nicht haben. Gestandene Diplomaten stolperten den Ereignissen hinterher, gefolgt von einer Bundeswehr, die auch nicht auf Höhe der Lage war.
Doch haken wir das Chaos am Wochenende einfach ab. Wir müssen jedoch sehr energisch über die Monate während und nach dem Abzug der Streitkräfte reden, in denen man trotz des allumfassenden Würgegriffes von Ministerialbürokratie und Parlamentarismus als Exekutive in der Lage gewesen wäre, alle die sogenannten „Ortskräfte“ und sonstigen gefährdeten Menschen außer Landes zu bringen. Ach ja, man hatte ja im Wahljahr Sorge um die Zugewinne der AfD wegen einiger Tausend Flüchtlinge. Schande über solch ein Lavieren.
Und so ist genau das passiert, was immer passiert, wenn man sich den notwendigen Spielraum selber genommen hat. Den Taliban fällt ein ganzes Land in den Schoß! Natürlich geben sie sich gemäßigt. Denn sie brauchen außer Waffen auch ausgebildete Verwaltungskräfte und sichern daher den Angestellten der alten Regierung Straffreiheit zu. Selbst den Frauen wollen sie eine vage Aussicht auf Normalität „gestatten“. Dennoch werden sie keine Angehörigen der eigenen Bevölkerung aus dem Land lassen und haben die Zufahrt zum Flughafen bereits gesperrt, wie auch die Grenzübergänge nach Pakistan.
So hat man ein ganzes Land voller Geiseln und kann schon einmal in Ruhe ausrechnen, wieviel der Westen bezahlen muss, um einen Afghanen/in freizukaufen, für den sich jemand im Ausland verantwortlich fühlt. Es bleibt ja dann den "Gotteskriegern" immer noch genügend Zeit, die restlichen Kollaborateure umzubringen, die nicht freigekauft wurden. Kramp-Karrenbauer redet im Ernst von einer Luftbrücke? Im Ernst, mit zwei Transall? Glaubt sie tatsächlich, die Taliban werden einfach zuschauen? Auch hier zeigen die Amerikaner einen deutlicheren Realismus, indem sie mit einem überschaubaren, robusten militärischen Einsatz hoffen, zu retten, wer oder was noch zu retten ist.
Im Hintergrund scharren China und Russland bereits mit den Hufen - nicht um zu intervenieren. Vorrangig wollen sie die eigenen Grenzen gegen die Infiltration von Islamisten und Terroristen absichern. Fast ebenso wichtig ist für sie der Zugang zu den reichlich vorhandenen, dringend benötigten Bodenschätzen. Vor allem China will die Produktion der damit gefertigten elektronischen Produkte aufrecht erhalten. Afghanistans Schritt zurück ins Mittelalter, wird diese Länder nicht interessieren. Russland führt sich zwar als Schutzmacht der Region auf, aber wird sich noch gut an den Hintern voll erinnern, den die Sowjetunion seinerzeit von den Taliban bezogen hat. Also werden sie ebenfalls Kreide fressen und sich lieber genau anschauen, wer da als Flüchtling ins Land kommen wird, Islamist, Terrorist oder Hilfe Suchender.
Interventionskriege, das dürfte inzwischen denjenigen Regierungen klar sein, die sich schon einmal militärisch in innere Konflikte eines Staates eingemischt haben, verliert man in der Regel. Indochina, Korea, Vietnam, Irak, der Balkan und zweimal Afghanistan, bald dann auch Mali und wo man sonst noch militärisch aktiv war und ist, mussten die hinterlassenen Scherben auffegen. Interventionskriege waren und sind nicht zu gewinnen, da man 1. Freund von Feind nicht unterscheiden kann, 2. Die Kultur und Landessprache nicht versteht, 3. An klimatische und geografische Extreme nicht angepasst ist.
Wir Deutschen müssen diese bittere Lektion unbedingt verinnerlichen und die Basis unserer militärischen Fähigkeiten grundsächlich überdenken. Nicht jeder Akt der internationalen Solidarität ist klug, sinnvoll oder umsetzbar. Nibelungentreue war einmal ein Thema, als noch Schwerter geschwungen wurden; doch eine Bundeswehr mit den gegenwärtigen mangelhaften waffentechnischen Ressourcen kann allenfalls für Einsätze im Inland herangezogen werden, nicht aber zur Übernahme robuster Mandate im Ausland. Was für eine Schande, ständig die Amerikaner bemühen zu müssen, wenn Initiative und Zupacken gefragt sind! Klar, wir sind nicht dazu in der Lage. Vollends lächerlich macht sich ein Staat, wenn für eine „Luftbrücke“ unter extremem Zeitdruck ganze zwei Maschinen zur Verfügung stehen und ganz gewiss kein realistischer Plan existiert!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen